Kolostrum – flüssiges Gold für den gesunden Start ins Leben

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Säuglingsentwicklung Schwangerschaft & Geburt Stillen & Muttermilch
Kolostrum

Kolostrum, die erste Milch nach der Geburt, wird in der Stillberatung nicht umsonst als „flüssiges Gold“ bezeichnet. In nur wenigen Millilitern vereint es hochkonzentrierte Immunstoffe, Wachstumsfaktoren und Nährstoffe, die den Säugling in seinen ersten Lebenstagen optimal schützen und stärken. Für Hebammen ist ein fundiertes Wissen über die Vormilch essenziell, um Mütter optimal beim Stillstart und gegebenenfalls bei der pränatalen Kolostrumgewinnung unterstützen zu können.  

Genauer hingeschaut: Was ist Kolostrum?  

Kolostrum wird im letzten Drittel der Schwangerschaft und während der ersten Tage nach der Geburt gebildet. Es wird auch Vormilch oder Erstmilch genannt. Kolostrum ist dickflüssig und hat eine gelbliche bis orange Farbe. Täglich werden ca. 30 ml von der Brust gebildet. Eine seiner wichtigsten Funktionen ist der immunologische Schutz des Neugeborenen.    

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Kolostrum in besonderen Situationen 

Nicht immer verläuft der Stillstart reibungslos – gerade in klinischen Situationen mit beeinträchtigten Neugeborenen kann das Kolostrum jedoch therapeutisch besonders wertvoll sein. Die hochkonzentrierten Nährstoffe und bioaktiven Substanzen der Vormilch wirken wie eine natürliche „erste Immuntherapie“, selbst wenn Stillen zunächst nicht möglich ist. 

Ist das Stillen (noch) nicht möglich, kann Kolostrum Neugeborenen mithilfe von kleinen Spritzen oder per Wattestäbchen oral verabreicht werden. Studien zeigen, dass selbst kleinste Mengen signifikant zur Stabilisierung des Immunsystems und zur Kolonisierung mit gesunden Darmbakterien beitragen. 

 

Mütter mit Diabetes: Bedeutung der präpartalen Kolostrumgewinnung  

Bei Früh- oder Neugeborenen von Müttern mit Diabetes Typ I und II oder Gestationsdiabetes kann die präpartale Kolostrumgewinnung eine wichtige Rolle spielen. Sie kann helfen, den Blutzuckerspiegel des Neugeborenen zu stabilisieren und die Notwendigkeit vom Zufüttern mit Formula nach der Geburt reduzieren. 

Das Risiko, innerhalb der ersten Lebensstunde eine Hypoglykämie zu erleiden, ist bei Neugeborenen von diabetischen Müttern deutlich erhöht. Um diese rechtzeitig zu erkennen, wird bei allen Kindern von Müttern mit einem Gestationsdiabetes oder präexistenten Diabetes in den Stunden nach der Geburt der Blutzuckerspiegel engmaschig überwacht.  

Ist der Blutzucker außerhalb des Normbereichs, wird versucht, den Blutzucker zu stabilisieren. Dabei kann das perinatal gebildete Kolostrum eine besondere Rolle spielen, denn Kolostrum stabilisiert den Blutzucker nachweislich besser als die Gabe von Glucose oder Pre-Nahrung.

Verantwortung übernehmen durch gute Vorbereitung  

Für betroffene Mütter ist es daher sinnvoll und empfehlenswert, Kolostrum schon in der Schwangerschaft zu gewinnen – so kann das Neugeborene auch im Fall von Anpassungsschwierigkeiten oder bei Problemen mit dem ersten Anlegen von der Wirkung des Kolostrums profitieren.  

Hebammen spielen eine entscheidende Rolle in der Aufklärung und Begleitung dieses Prozesses. Durch einfühlsame Information und praktische Anleitung können sie werdende Mütter darin bestärken, Verantwortung zu übernehmen und sich gut vorbereitet zu fühlen. 

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Kolostrum und die Bedeutung der Hebammenarbeit  

Kolostrum ist das erste Geschenk an ein Neugeborenes – reich an Schutzstoffen, Energie und allem, was ein Baby für einen gesunden Start braucht. Hebammen spielen eine zentrale Rolle: Sie bestärken Mütter, zeigen, wie Stillen von Anfang an gelingen kann, und machen den Wert von Kolostrum sichtbar und erlebbar. Mit Fachwissen, Herz und Vertrauen legen sie gemeinsam mit der Mutter den Grundstein für eine starke, gelingende Stillbeziehung – vom ersten Tropfen an.