Proteinreduzierte Säuglingsnahrung kann das Risiko für Adipositas im späteren Leben reduzieren

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Milchnahrung & Beikost Säuglingsentwicklung
Proteinbedarf

Studien lassen den Schluss zu, dass eine hohe Proteinaufnahme im Säuglingsalter das Risiko für Adipositas im späteren Leben erhöhen kann.1,2,3,4

Experten empfehlen daher, das Stillen als optimale Ernährung des Säuglings weiter zu fördern und den Proteingehalt von Säuglingsnahrungen zu reduzieren. 5

Proteingehalt in der Muttermilch: Natürlich reguliert und dem Bedarf angepasst

Ein hoher Proteingehalt in Säuglingsnahrung entsprach zwar den bislang gültigen gesetzlichen Regelungen, bildete aber, wie man heute weiß, nicht die Proteinzufuhr durch die Muttermilch ab. Ihre Zusammensetzung ist dynamisch, d.h. sie verändert sich, um sich an den Nährstoffbedarf des Kindes anzupassen.6,7 In den ersten Wochen enthält sie noch relativ viel Protein. Später reduziert sich physiologisch ihr Proteingehalt (Abb. 1).

Muttermilch Protein

Die frühe Protein Hypothese

Im Laufe der frühkindlichen Entwicklung ändern sich also die Nährstoffanforderungen und der Proteinbedarf nimmt mit abnehmender Wachstumsgeschwindigkeit kontinuierlich ab. Nach der sogenannten „Frühen-Protein-Hypothese“ kann diese Absenkung des Proteingehalts einen optimalen Wachstumsprozess des Kindes unterstützen. 

Protein Hypothese

1. Koletzko B et al. Ann Nutr Metab 2017;70:161–169.

Eine zu hohe Proteinzufuhr im Säuglingsalter führt unter anderem zu vermehrter Fettzellenbildung, beschleunigter Gewichtszunahme und zur frühen Programmierung eines langfristigen Adipositasrisikos, besagt die Hypothese, die durch die große europäische CHOP-Studie (EU Childhood Obesity Project) bestätigt wurde.8 Eine verringerte Proteinaufnahme von Säuglingen - durch Stillförderung wie auch durch  Absenken des Proteingehalts in Säuglingsnahrungen - könnte also zu einer langfristig gesunden Gewichtsentwicklung beitragen, so  Dr. Mike Poßner, Direktor des Nestlé Nutrition Institutes. Wichtig sei eine gleichzeitig erhöhte Proteinqualität, um alle für den Wachstumsprozess wichtigen Inhaltsstoffe wie z.B. die essentiellen Aminosäuren in optimaler Zusammensetzung trotz Reduktion der Quantität bereitzustellen.

Seit Jahren wird intensiv der Zusammenhang zwischen einer Überversorgung mit Protein in den ersten Lebensmonaten und einem erhöhten Risiko für Übergewicht erforscht. Es zeigte sich, dass die adipöse Konditionierung der Kinder negative Folgen für die Gewichtsentwicklung hat, die sich bis ins Erwachsenenalter auswirken kann. Unter anderem aufgrund der Studienergebnisse von Nestlé kam die EU zu dem Schluss, die Untergrenze des Proteingehalts in Folgenahrung von 1,8 g auf 1,6 g / 100 kcal herabzusetzen. Dies wurde auf Empfehlung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in der neuen EU-Verordnung (Delegierte Verordnung [EU] 2018/561, gültig ab 22.2.20) umgesetzt. Es ist seitdem möglich, nicht gestillten Kindern ein altersoptimiertes Stufensystem anzubieten, das den Einsatz einer Folgenahrung mit bedarfsgerecht reduziertem Proteingehalt erlaubt.

Seit Inkrafttreten dieser Verordnung ist es möglich, Säuglingsanfangs- und Folgenahrung im Sinne eines neuen Stufensystems anzubieten, das die physiologischen Verhältnisse der Proteinaufnahme beim Stillen während des ersten Lebensjahrs besser abbildet und ein zu hohes Wachstum des Säuglings durch zu viel Protein vermeiden lässt.

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