Vitamine und Mineralstoffe in der Schwangerschaft

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Schwangerschaft & Geburt
Ernährung Schwangerschaft

Eine gute Nährstoffversorgung in der Schwangerschaft ist ein zentraler Beitrag zur Prävention von Komplikationen in der Schwangerschaft und Entwicklungsstörungen des Kindes. Hebammen können hier eine entscheidende Rolle spielen: Sie klären Schwangere über ihren veränderten Nährstoffbedarf auf und geben ihnen praktische Empfehlungen. Besonders im Hinblick auf die Prävention von Mangelzuständen und die frühzeitige Erkennung von Risiken sind aktuelle Kenntnisse über die wichtigsten Mikronährstoffe essenziell.

Physiologische Veränderungen und erhöhter Bedarf

In der Schwangerschaft steigen Energie- und Nährstoffbedarf deutlich an – allerdings nicht „für zwei“, sondern gezielt für das wachsende Kind, die Plazenta und die veränderten Stoffwechselprozesse im mütterlichen Organismus. Viele Mikronährstoffe werden in der Schwangerschaft vermehrt benötigt – etwa für Zellteilung, Blutbildung, Hormonhaushalt und Gewebsaufbau.

Im Besonderen in sensiblen Phasen wie dem ersten Trimester (Organogenese) oder dem dritten Trimester (fetales Längen- und Gewichtswachstum) ist die ausreichende Versorgung mit essenziellen Nährstoffen entscheidend.

Nährstoffe in der Schwangerschaft

zentrale Nährstoffe Schwangerschaft
Supplementation Nährstoffe Schwangerschaft

Lebensmittel als Nährstoffquelle: Alltagsnah beraten

Neben einer gezielten Supplementation ist eine ausgewogene Ernährung die wichtigste Basis für die Nährstoffversorgung. In der Beratung hilft es, Schwangeren konkrete Beispiele für geeignete Lebensmittel zu nennen – auch, um Ängsten oder Unsicherheiten vorzubeugen.

Diagnostik und Blutuntersuchungen im Schwangerschaftsverlauf

 

Blutabnahme

Hebammen können im Rahmen der Schwangerenvorsorge (nach § 24d SGB V) die Bestimmung von Laborwerten anregen. Die Blutabnahme erfolgt in der Regel durch eine Ärztin oder einen Arzt. Wichtige Parameter:

  • SSW 8 bis 12: Erstuntersuchung inkl. Hämoglobinwert (Hb)
  • Ab SSW 24: Kontrolle des Hb-Werts – liegt dieser unter 11,0 g/dl, sollte Ferritin zusätzlich bestimmt werden
  • Bei Risikogruppen (z. B. Vegetarierinnen, Veganerinnen, Mehrlingsschwangerschaft, Adipositas):

    • ggf. Vitamin D-Spiegel

    • Vitamin B12

    • Jod- und TSH-Wert, falls Schilddrüsenerkrankungen vorliegen

Beratungsansätze für Hebammen

Die Anamnese zur Ernährung und Nahrungsergänzung kann Bestandteil jedes frühen Beratungsgesprächs sein – idealerweise im Erstkontakt oder bei der Vorsorge ab SSW 10. Dabei helfen Fragen wie:

  • Wie sieht deine derzeitige Ernährung aus? (z. B. vegetarisch/vegan)
  • Nimmst du bereits Nahrungsergänzungsmittel?
  • Gibt es bekannte Blutwerte oder Mangelzustände?
  • Bestehen besondere Belastungen oder Vorerkrankungen?

Typische Probleme 

  • Unzureichendes Wissen über Ernährung, Mehrbedarf in der Schwangerschaft und sinnvolle Ergänzungen à alltagsnahe Aufklärung auf Augenhöhe 

  • Zu später Beginn der Folsäure-Einnahme à Empfehlung der Fachgesellschaften für höhere Dosierung beachten 

  • Verzicht auf Jod aus Sorge vor Überdosierung (Fehlannahme) à Aufklärung über Risiken der Jod-Unterversorgung 

  • Unzureichendes Wissen über den Unterschied zwischen Hb und Ferritin und welche Rolle die Ernährung bei der Eisenversorgung spielt à praxisnahe Beratung 

  • Einnahme hochdosierter „Kombi-Präparate“ ohne Rücksprache mit Fachpersonen à lieber gezielte Mono-Präparate statt „Alles in einem, um gezielt auf Bedarf und Blutwerte reagieren zu können

Kommunikation in der Beratung

Hebammen nehmen in der Ernährungsberatung eine Brückenfunktion ein: wissenschaftlich fundiert, aber alltagsnah und individuell. Das Ziel ist es, mit realistischen Empfehlungen Überforderung zu vermeiden und durch passende Erklärungen und das gemeinsame Besprechen von Ernährung und Blutwerten, die Schwangere einerseits aufzuklären und sie gleichzeitig in ihrer Eigenverantwortung zu stärken

wichtigste Empfehlungen